Die Theosophische Gesellschaft
Die Zusammenarbeit zwischen Helena Blavatsky, Olcott und Judge trug in den langen Jahren besondere Früchte, die sie selbst als die Fortführung einer alten Tradition ansahen. So wurde als Grundlage ihrer Arbeit die unpolitische und unsektiererische Einstellung der Teilnehmer gefordert, um jedem Menschen – unabhängig von Rasse und Glauben – den Weg zu einer Gemeinschaftlichkeit zu bieten.
Diese Basis, die als Miracle-Club bezeichnet wurde, führte am 8. September 1875 in New York zur Gründung der Theosophischen Gesellschaft als Organisation zur Verbindung aller Interessierten. Neben Blavatsky, Olcott und Judge nahmen dreizehn weitere Personen als zukünftige Mitglieder die Gründung der Theosophischen Gesellschaft vor:
- William Livingston Alden
- Emma Hardinge Britten
- William Britten
- John Storer Cobb
- George Henry Felt
- James Hervey Hyslop
- D. E. de Lara
- Charles Carleton Massey
- Herbert D. Monachesi
- Henry Jotham Newton
- Charles E. Simmons
- Charles Sotheran
- H. M. Stevens
Die in der Gründung festgelegten Ziele der Theosophischen Gesellschaft wurden dokumentiert als:
- Kernbildung einer „Universellen Bruderschaft der Menschen“ unter Ausschluss von Unterscheidungen hinsichtlich Rassenzugehörigkeit, Hautfarbe und Bekenntnis
- Studium der Weltreligionen und der Wissenschaft unter Einbeziehung arischer und anderer Schriften sowie der Grundlagen fernöstlicher Philosophie
- Erforschung verborgener Naturgeheimnisse in jeder Hinsicht, mit besonderem Augenmerk auf psychische und spirituelle Kräfte von Menschen
Gerade der letzte Zielaspekt, die Erforschung verborgener Naturkräfte, gilt als ein Schlüssel für die Gründung: George Henry Felt hielt kurz vor der Gründung ein Referat über angeblich gefundene Beweise metaphysischer Kräfte. Zur gemeinschaftlichen Erforschung gründete man die Theosophische Gesellschaft, während Felt in der Folgezeit immer neue Ausflüchte fand, seine Beweise nicht zu erbringen.
Startschwierigkeiten der Theosophischen Gesellschaft
Der bereits ausbleibende Beweis durch Felt und die oft schwer zu überbrückenden Unterschiede in Philosophie und Lebenanschauung stellte die Theosophische Gesellschaft bereits früh auf die Probe. Zahlreiche Aus- und Eintritten von Mitgliedern standen Blavatsky, Olcott und Judge als Konstanten gegenüber. Als einziger Erfolg in den ersten Monaten seit der Gründung wuchs jedoch die Umfangreiche Bibliothek der Theosophischen Gesellschaft, in der spirituelle, okkulte und naturwissenschaftliche Schriften einen umfassenden Fundus zu bilden begannen.
Aufschwung und Niedergang
Ab der Veröffentlichung von Blavatskys „Isis entschleiert“ im Jahr 1877 erhielten die Arbeiten von Blavatsky und damit auch die Theosophische Gesellschaft erneuten Zuspruch. Der Bekanntheitsgrad wurde durch dieses neue Interesse maßgeblich gesteigert und rief großen Zuspruch, aber auch große Widerstände hervor. In verschiedenen Städten Europas und in Indien entwickelten sich zunächst inoffizielle, später auch offizielle Logen.
Die Vielfalt der Persönlichkeiten und aufeinandertreffenden Philosophien innerhalb der Theosophischen Gesellschaft führte zur Entwicklung zahlreicher Splittergruppen. Als auffallendste Strömungen entwickeln sich die Anthroposophie, aber auch die Ariosophie, die durch die Stärke des Nationalsozialismus schlussendlich gegenüber der Theosophie überlegen ist.
Bis zum Ende der Theosophischen Gesellschaft durch das Verbot des Nazi-Regimes und den Zweiten Weltkrieg agierte die Theosophische Gesellschaft in vielen Bereichen mit dem Konsens der Gemeinschaftlichkeit.