Die Meister der Theosophie
Bereits in jungen Jahren soll Helena Blavatsky als Schreibmedium auf sich aufmerksam gemacht haben. Sie selbst beschreibt in ihrer Biografie ebenso wie in ihren Werken nicht sich selbst als Begründerin der Theosophie, sondern als Lernende der Meister. Die Meister oder Mahatmas werden mitunter namentlich erwähnt, sind jedoch als reale Persönlichkeiten nicht recherchierbar. Auch die in späteren Zeiten auftauchenden „Meister-Briefe“ boten immer wieder Raum für Spekulationen.
Blavatskys Kritiker nutzten diese Spekulationen zu immer neuen Versuchen der „Entlarvung“. Worte wie „Betrug“ und „Schwindel“ standen wiederholt im Raum. Dennoch blieben viele Anhänger der Theosophie Helena Blavatsky nicht zuletzt aufgrund ihres aktiven Wirkens und ihres Einsatzes zugunsten der Theosophie und der Theosophischen Gesellschaft treu.
Meister Morya
Als erste namentlich genannte Persönlichkeit unter den Meistern wird Meister Morya genannt. Bereits in den kindlichen Träumen und Visionen der späteren Madame Blavatsky soll er erschienen sein, um sie zu unterweisen. Er soll ihrer Seele die bedeutende Aufgabe ihres Lebens vorgestellt und sie auf ihre Reisen ihrer spirituellen Suche vorbereitet haben.
Die erste persönliche Begegnung soll 1851 im Londoner Hyde Park stattgefunden haben. Sowohl die Wanderjahre mit Reisen nach Tibet und Indien sollen von ihm angeraten worden sein, als auch die spätere Gründung der Theosophischen Gesellschaft.
Meister Koot Hoomi
Ein weiterer erwähnter Meister auf dem Lebensweg von Helena Blavatsky soll aus Xigazê stammen. Durch ihn soll sie den Zugang zu einer buddhistischen Adeptenschule erlangt haben, um im Anschluss bei weiteren Meistern des Nahen Ostens unterschiedliche Geheimlehren zu erforschen.
Tatsächlich war zu Lebzeiten von Madame Helena Blavatsky nur wenigen Menschen der Zugang zu solchen Wissensquellen erschlossen. Ausländer wurden nur bedingt in diesen Regionen geduldet. Helena Blavatsky konnte jedoch auf Wissen zurückgreifen, das nachweislich aus den Kreisen dieser geheimen Schulen und Lehren stammte. Dieses Indiz macht die Beschreibungen von Madame Blavatsky zumindest in Teilen der zumeist unbekannt gebliebenen Reisestationen glaubwürdig.
Die Meisterbriefe
Wenige Aspekte der Theosophischen Lehren sind so umstritten wie die sogenannten Meisterbriefe. Vielfach aufgestellt wurden Behauptungen, die Briefe seien nicht von mehr oder weniger unbekannten Meistern, sondern von Blavatsky und anderen Helfern verfasst worden.
Die in den Meisterbriefen aufgestellten Thesen und Lehrhinweise lassen den Schluss zu, dass die Unterstellungen ebenso wahr sein könnten wie die Übergabe der Inhalte durch geistige Lehrer über ein Schreibmedium.
Spiritueller Schwindel oder philosophischer Weitblick?
Die Lehren der Theosophie zeigen unterschiedliche Einflüsse, die sich mit Blavatskys Lebensstationen deutlich in verbindung bringen lassen: Russische Spiritualität kombiniert sich hier mit Erkenntnissen der rosenkreuzerisch orientierten Freimaurer, die auch in Blavatskys Kindheit Einfluss auf die junge Okkultistin ausübten. Buddhistische und kabbalistische Züge fliesen darüber hinaus nach den Reisen im Nahen und Mittleren Osten ein.
Dennoch, oder auch gerade aufgrund dessen, bietet die Theosophie nach Helena Blavatsky mit und durch die Meister und die Meisterbriefe ein schlüssiges Gesamtkonzept, das nicht durch einen Menschen allein geschaffen werden konnte. Die Theosophie entwickelte sich auf ihrem Weg vor allem durch das Wirken von Helena Blavatsky und bietet spirituell-interessierten Menschen einen ganzheitlichen Blickwinkel. Erst durch die Unterschiede der Religionen und Lebensphilosophien lassen sich die in der Theosophie in Kontext gebrachten Lehren zu ihrer wahren Kraft entfalten.