Helenas Reisestationen
Bereits als Kind zeigte Helena Blavatsky jene interessierte Neugierde, die in ihrem späteren Leben zur Entwicklung der Theosophie führen sollte. Nach dem Tod ihrer Mutter bei den Großeltern aufwachsend, fand sie in ihrem Großvater den ersten Förderer ihrer Neigung. Erste Erkenntnisse hinsichtlich spiritueller Themen konnte sie in der Bibliothek ihres Urgroßvaters sammeln, der als Freimaurer mit rosenkreuzerischer Ausrichtung zahlreiche Werke zusammengeführt hatte.
Nach der Hochzeit mit Blavatsky und der anschließenden Trennung genoss Helena die Freiheiten einer erwachsenen Frau durch die finanzielle Unterstützung ihrer Familie. Sie sammelte Erfahrungen und knüpfte Kontakte in spirituelle und esoterische Kreise. Vorrangig führten sie ihre Reisen dabei durch Europa, Asien und Amerika.
Wanderjahre einer Suchenden
Die ersten rund 25 Jahre ihrer Reisen bezeichnete Helena Blavatsky später selbst als ihre „Wanderjahre“. In dieser Zeit machte sie sich auf die Suche – auf die Suche nach sich selbst und ihren spirituellen Zielen.
1950 sollen Kairo und die spirituellen Lehrer Ägyptens ihr erstes Wissen vermittelt haben. Das Folgejahr führte sie bereits mit einem Umweg über London nach Quebec in Amerika. Hier lernte sie die Grundzüge des indianischen Schamanismus kennen, um nachfolgend in Lateinamerika dem Voodoo seine Geheimnisse zu entreißen.
Im Jahr 1852 reiste sie erstmals nach Indien und bemühte sich um den Zugang nach Tibet. Da ihr dieser jedoch noch verwehrt wurde, sammelte sie weitere Erkenntnisse in den unterschiedlichen Ländern des Mittleren und Nahen Ostens, bis ihr 1856 zumindest kurzzeitig der Besuch in Tibet gelang.
Es folgte eine Zeit mit ihrer Familie in Russland, die je nach Quelle bis 1863 oder 1967 andauerte. 1967 schloss sie sich dem italienischen Widerstand an, der als Risorgimento in die Geschichte einging. Nach mehreren Verwundungen soll sie 1868 erneut ihrem Lehrer Meister Morya begegnet sein. Auf dessen Rat nahm sie die spirituelle Suche erneut auf, um nun endlich in Tibet eingeweiht zu werden. Bis 1873 lernte Helena dabei nicht nur die Anschauungen und religiösen Aspekte des Buddhismus, sondern durch unterschiedliche Meister auch die Mysterien der griechischen und koptischen Spiritualität sowie die Geheimnisse der Drusen kennen.
New York
Die Wanderjahre hatten aus Helena Blavatsky eine in den spirituellen Themen versierte Dame gemacht. Mit ihrer charismatischen Ausstrahlung und der Fähigkeit, die Geheimnisse der spirituellen Welt zu erkennen, zu verstehen, aber auch zu erklären, fand sie sich in New York schnell im Mittelpunkt der spirituellen Szene wieder.
Durch die 1874 entstandene Freundschaft zu Henry Steel Olcott und die entdeckten Gemeinsamkeiten, begann Helena 1875 mit der ersten Verkündung esoterischer Lehren. Nach dem Tod ihres Vaters und ihres Großvaters wurde Blavatsky kurzfristig mittellos, fand jedoch in Olcott einen wohlhabenden und versierten Gönner. Gemeinschaftlich empfanden sie eine Ablehnung der materialistischen Tendenzen in der amerikanische Esoterik. Auch der Hang nach übernatürlichen Phänomenen zuungunsten der spirituellen Philosophien entfernte die beiden gemeinsam mit einigen anderen von den typischen spiritistischen Kreisen.
Es folgte die Gründung der Theosophischen Gesellschaft im September 1875, die ab der Veröffentlichung von Blavatskys Werk „Isis entschleiert“ auch international Zuspruch fand. Nach der Gründung einer Niederlassung in London und der Vertiefung der Kontakte nach Indien und Ceylon, zog es Blavatsky und Olcott 1878 gemeinsam nach Indien.
Indien
Nach dem Wechsel der Häuter der Theosophischen Gesellschaft nach Indien bekannten sich Blavatsky und Olcott öffentlich zum Buddhismus. Entsprechend förderten die beiden auch die Integration der buddhistischen Ausrichtung der Theosophie und festigten Kontakte in diese Bereiche durch Kommunikation und Reisen.
In Indien begann man mit der Publikation der Zeitschrift „The Theosophist“ und arbeitete an weiteren theosophischen Publikationen. Ab 1880 erhielten mehrere aktive Theosophen Briefe, in denen angeblich die Meister Morya und Koot Hoomi ihre Lehren an sie weiter gaben (Meisterbriefe). Diese Briefe führten zu zahlreichen Anfeindungen von Kritikern, die hinter den Briefen Blavatsky vermuteten. Blavatsky protestierte zwar, konnte aber einen Schaden im Ansehen ihrer Person und der Theosophischen Gesellschaft nicht abwenden.
London und Europa
Ab 1884 unternahmen Blavatsky und Olcott mehrer Reisen durch Europa, um auch hier die sich immer mehr verbreitenden Lehren der Theosophie zu stärken. Nach einer letzten Rückkehr, verließ Helena Indien im Jahr 1885 für immer und ließ sich nach einem Aufenthalt in Italien in Deutschland nieder.
Die Schwierigkeiten, zu denen das Auftauchen der Meisterbriefe und die Anschuldigungen gegen Blavatsky führten, begegneten ihr immer wieder, wodurch sie sich für ihre Arbeiten an weiteren Werken zunächst nach Belgien und später nach London zurückzog. In London sorgte sie mit der Herausgabe einer neuen Zeitschrift („Lucifer“) für neuerliches Aufsehen, die jedoch das Interesse an ihrem neuen Werk „Die Geheimlehre“ nicht minderte.
Dass Helena Blavatsky trotz aller Anfeindungen in spirituellen Kreisen bis zu ihrem Tod 1891 hohes Ansehen genoss, verdeutlichten die Abschiedsworte ihrer Anhänger: Über 100 Todesanzeigen und unzählige Leserbriefe wurden nach dem Tod der Begründerin der Theosophie in englischen Zeitungen veröffentlicht.